Interview mit Bernhard Weise vom Förderverein Butzower Dorfkern e. V.

Interview zur Denkmalpflege

1. Vorstellung der Person, des Vereins, der Institution...

Bernhard Weise vom Förderverein Butzower Dorfkern e. V. Der Verein existiert seit 2005 und hat 22 Mitglieder.

2. Warum haben Sie sich gegründet bzw. warum engagieren Sie sich?

Als wir uns gegründet haben, stand im Raum, dass die Butzower Dorfkirche in den nächsten Jahrzehnten würdevoll "verfallen" wird. Damit wollten wir uns nicht abfinden. Unser erstes Ziel war deshalb die Rettung der Kirche. Nicht nur, weil die religiöse Nutzung es erforderlich machte, sondern weil sie für (uns) viele Butzower ein identiätsstiftendes Bauwerk ist.
Die Mitglieder des Vereins, der parteipolitisch und konfessionell unabhängig ist, kommen aus allen Bevölkerungsschichten. Das alle in ihrer Arbeit verbindende Ziel ist es, die Attraktivität der Heimat zu stärken, Regionalgeschichte aufzuarbeiten und ein lebendiges Dorfleben zu erhalten.
Dafür ist uns eine Auseinandersetzung mit der Geschichte wichtig und Wege zu finden, wie sie auch heute nicht vergessen wird. Dazu gehört eben auch der Erhalt von historischem Bestand, dem historischen Dorfkern mit der Dorfkirche, der alten Schule und ihrem Wirtschaftsgebäude sowie dem alten Feuerwehrgerätehaus.
Ein wegweisendes Erlebnis zu Beginn war ein Besuch in Reppinichen, wo mehrere Gebäude im Dorfkern erhalten wurden und als kulturelles Ensemble dienen.

3. Woraus besteht Ihre Arbeit/Ihr Beitrag?

Wir machen Ortsspaziergänge, betreuen und organisieren verschiedene Projekte im Dorf und suchen Wege, um diese zu finanzieren. Außerdem bringen wir Publikationen heraus, wie " Von Dorf zu Dorf" oder alljährlich einen Jahreskalender mit regionalem Bezug. Der diesjährige Kalender über die Fischer in den umliegenden Dörfern mit Illustrationen von Paul Pribbernow war schon die 10. Auflage.

Auch die Dokumentation der Heimatgeschichte ist uns wichtig, dafür sammeln wir Fotos und setzen uns mit älteren Dorfbewohnern zusammen, um ihre Geschichten aufzuschreiben. All das soll uns als Dorf bzw. Dörfergemeinschaft zusammenwachsen lassen und gleichzeitig arbeiten wir Wissen auf, welches sonst verloren wäre.

4. Wie viele Zeit wenden Sie aktiv auf?

Meist verbringe ich damit mehrere Stunden am Tag und einmal in der Woche treffen Herr Lange und ich uns zu einer Dienstberatung.

5. Wie sind Ihre Kommunikationswege untereinander und mit der ortsansässigen Bevölkerung?

Vieles wird über direkte Kommunikation geklärt. Einmal die Woche haben wir eine Dienstberatung und auch wenn es um den Kontakt mit neuen Beteiligten geht suche ich immer erst das persönliche Gespräch.

Es ist wichtig eine Grundlage zu schaffen und sich kennen zu lernen.

Für die Butzower drucken wir eine Art Dorfzeitung, den "Butzower Anzeiger" in Form eines Handzettels, der in jeden Briefkasten gesteckt wird. So informieren wir auch die, die wir nicht über die Website vom Amt oder durch unseren E-Mail-Verteiler erreichen. Bei wichtigen Ereignissen laden wir auch die Lokalzeitung ein.

6. Was hat sich als besonders schwierig herausgestellt?

Man muss Leute finden, die Verantwortung übernehmen wollen und dann selbstständig eigene Projekte übernehmen. Wenn die Antriebskraft immer nur von einer Person kommt, wäre das sehr anstrengend. Ich habe mich sehr gefreut, als kürzlich ein Abiturient auf mich zutrat, der sich gerne engagieren würde. Jetzt sind wir gerade auf der Suche nach einem geeigneten Projekt. Vielleicht eine Informationstafel über die Grabeiche auf dem Friedhof.

Die Art, wie man Dinge betrachtet, macht oft den Unterschied. "Dafür haben wir kein Geld" ist eine Aussage, die man oft gleich am Anfang eines Vorhabens hört und das Weiterkommen blockiert. Wenn man von vornherein gedanklich keine Änderungen zulässt, weil man über all die Dinge nachdenkt, die schwierig werden könnten, dann kann man nichts entwickeln. Ich denke, erst muss man Ideen haben und dann kann man das Thema Geld angehen. Was das betrifft, sind die Unternehmer im Dorf gute Ansprechpartner. Sie sind flexibel. Beim Unternehmerstammtisch kann man mit ihnen gut über neue Ideen reden.

7. Wie hat sich Ihre Herangehensweise durch die Erfahrung und Arbeit mit den verschiedenen Behörden, Eigentümern und anderen Beteiligten geändert?

Für mich hat sich bewährt, immer erst das persönliche Gespräch zu suchen, um sich kennenzulernen und den Kontakt auch zu halten, damit Netzwerke entstehen können. Transparentes Arbeiten und alle einzubeziehen ist sehr wichtig. Auch Probleme muss man einfach ganz offen ansprechen und sachlich bereden.

8. Wie sind Sie das Thema Förderung und Finanzierung angegangen?

Eigentlich waren wir erstaunt, dass es recht viele Fördermöglichkeiten gibt. Vor allem für kleinere Vorhaben. Dafür kann man sich z. B. gut an die LAG (Lokale Aktionsgruppe Fläming-Havel e. V.) wenden.

Ansonsten sollte man sich eher breit aufstellen, was Fördermittel angeht. Oft ziehen andere Fördermittelgeber nach, wenn die ersten zugesagt haben. Andererseits kann das Wegfallen von Förderung einen umgekehrten Effekt haben.

9. Was waren bisher Ihre größten Erfolge oder Freuden? Worauf sind Sie besonders stolz?

Dass die Vernetzung langsam das Arbeiten erleichtert und auch Früchte trägt, z. B. dass die Brandenburger Verkehrsbetriebe nun die Straßenbahnen mit Fischmotiven versehen, die Herr Pribbenow für unseren diesjährigen Kalender gezeichnet hatte. Auch freue ich mich, wenn ich im Garten sitzend die Wetterfahne der Dorfkirche sehen kann, wie sie sich im Wind dreht oder die Spitze einer Kirche, an der seit 100 Jahren keine Hand angelegt wurde und die jetzt wieder solide dasteht.

Rückblickend bin ich auf viele Ereignisse stolz, die wir realisiert haben. Unser jetziger Bundespräsident, Herr Steinmeier, war bereits vier Mal in Butzow, um sich für die Kirche zu engagieren und ich denke auch gerne an die Lesung von Sten Nadolny oder Antje Vollmer zurück.

Auch die Besucherzahlen steigen. Begonnen haben wir mit 30 Menschen bei Veranstaltungen und jetzt sind es auch schon mal 150, z. B. bei der Hubertusmesse.

Dass wir jetzt einen Unternehmerstammtisch haben, junge Menschen im Verein mitwirken wollen und dass die LAG nun ihre Vorstandssitzung hier in Butzow abhalten möchte, freut mich.

10. Gibt es etwas, dass Sie Menschen raten würden, die etwas Ähnliches vorhaben?

Man sollte möglichst viele in die Ideen und Planung einbinden. Passende Netzwerke aufbauen und pflegen.

Sich als Verein möglichst breit aufstellen, damit jeder seine Stärken richtig einsetzen kann.

Klare Strukturen etablieren.

Ideen haben, denn nach der Erfüllung eines Ziels, muss es weitergehen. Die Dorfkirche beispielsweise steht jetzt erstmal wieder kraftschlüssig da, aber wir haben im Verein noch viele andere Ziele.

Es bedarf viel Ausdauer und Geduld. Man darf nicht auf den Erfolg warten und muss Rückschläge aushalten. Man muss sich auch mit der Familie abstimmen. Es ist wichtig, dass sie hinter einem steht.

Und wir versuchen bei den Veranstaltungen immer Sachen miteinander zu kombinieren. So binden wir auch bei nicht kirchlichen Dingen die Kirche mit ein. Manchmal leuchten wir sie an oder lassen innen etwas Licht an. Irgendwie erwarten die Menschen das auch ein wenig.

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