Was ist Sozialraumorientierung?
Sozialraumorientierung (SRO) ist die Bezeichnung für eine konzeptionelle Ausrichtung Sozialer Arbeit, bei der es über die herkömmlichen Einzelfallhilfen hinaus darum geht, Lebenswelten zu gestalten und Verhältnisse zu schaffen, die es Menschen ermöglichen, in schwierigen Lebenslagen besser zurechtzukommen.
Das Konzept der Sozialraumorientierung wurde seit Ende der 1980er Jahre in der Fachwelt diskutiert und vor allem in Großstädten implementiert.
Die Prinzipien der Sozialraumorientierung sind:
- Ausgangspunkt jeglicher Arbeit sind der Wille bzw. die Interessen der Menschen.
- Aktivierende Arbeit hat grundsätzlich Vorrang vor betreuender Tätigkeit.
- Bei der Gestaltung der Aktivitäten und Hilfen spielen personale und sozialräumliche Ressourcen eine wesentliche Rolle.
- Aktivitäten sind immer zielgruppen- und bereichsübergreifend angelegt.
- Vernetzung und Integration der verschiedenen sozialen Dienste sind Grundlage für funktionierende Einzelhilfen.
Sozialraumorientierung in Potsdam- Mittelmark
Das aktuelle Konzept der Sozialraumorientierung (SRO) "Lebensräume in PM gemeinsam vor Ort gestalten" ist im Jugendamt entstanden. Es wird seit 2010 zunächst als Projekt und seit 2014 im Regelbetrieb erfolgreich umgesetzt. Die Sozialraumorientierung wurde sukzessiv weiterentwickelt und 2017 auf Zielgruppen aus dem Fachdienst Soziales und Wohnen erweitert.
Es bestehen Sozialraumverträge mit den Städten, Ämtern und Gemeinden sowie verschiedenen wichtigen Trägern der freien Wohlfahrtspflege. Zur praktischen Umsetzung der Sozialraumorientierung tragen unter anderem folgende Maßnahmen bei:
- Ein System von Vernetzungsgremien (Sozialraumkonferenzen, das Regionale Sozialforum, Regionalteams, sozialräumliche Fachkräfteteams)
- Das Sozialraumbudget in der Jugendhilfe
- Familienzentren
- Sozialraumprofile und Ressourcenkarten mit umfassenden ressortübergreifenden Informationen zu jedem Sozialraum
- Jährliche Interviews mit allen Sozialraumpartnern
Weiterentwicklung der Sozialraumorientierung in Potsdam-Mittelmark
Die Sozialraumorientierung im Landkreis Potsdam-Mittelmark ist eine Erfolgsgeschichte. Während viele Großstädte sozialräumliche Elemente in der Sozialen Arbeit umsetzen, gibt es nur wenige Landkreise, die sozialräumlich arbeiten.
Dennoch sind die Reflexion und Weiterentwicklung der bisherigen Prozesse wichtig. Insbesondere das Fehlen eines konkreten schriftlichen Sozialraumkonzepts macht eine Überarbeitung und Weiterentwicklung der Sozialraumorientierung nötig.
Die Weiterentwicklung des Konzeptes der Sozialraumorientierung soll in drei Schritten erfolgen:
- Reflexion des bisherigen Standes – Planung, Durchführung und Auswertung einer Evaluation
- Aktiver Beteiligungsprozess der Sozialraumpartner
- Erarbeitung eines schriftlichen Konzeptes zur SRO
Schwerpunkt des Projektes ist der aktive Beteiligungsprozess, bei dem die verschiedenen Sozialraumpartner (Gemeinden und Träger der freien Wohlfahrtspflege), aber auch die Politik und Fachkräfte innerhalb und außerhalb der Kreisverwaltung in den Prozess einbezogen werden sollen.
Für die fachliche und organisatorische Begleitung bei der Überarbeitung und Weiterentwicklung des Fachkonzeptes Sozialraumorientierung ist das Hamburger Beratungsunternehmen con_sens beauftragt worden, welches durch eine regelmäßig tagende Steuerungsgruppe unterstützt wird. Das Projekt wird im Zeitraum vom 01. März 2022 bis 30. Juni 2023 durchgeführt und fand seinen Auftakt im Rahmen einer Online-Veranstaltung am 28. April 2022, auf der das Vorhaben präsentiert wurde. Dieser Auftaktveranstaltung ging eine Vorbereitungsphase mit intensiver Daten- und Dokumentenanalyse sowie Explorationsgesprächen mit Expert*innen voraus. Im Mai 2022 fand mit großer Beteiligung eine Onlinebefragung, welche bereits spannende Ergebnisse lieferte, statt.
Der weitere Projektverlauf umfasst umfangreiche Beteiligungsformate, welche die Mitwirkung von wichtigen Akteur*innen der Sozialraumorientierung aus Städten, Ämtern und Gemeinden, Trägern der freien Wohlfahrtspflege und der Kreisverwaltung ermöglichen. Neben Workshops im kleinen Rahmen sollen jeweils zwei Zukunftskonferenzen in den einzelnen Planregionen durchgeführt werden. Die erste Runde wird im Herbst 2022, die zweite Anfang 2023 stattfinden.
Als Ergebnis des Projektes wird ein schriftliches Konzept der Sozialraumorientierung in Potsdam-Mittelmark erstellt, welches die Resultate des Projektverlaufs zusammenfasst. Im Juni 2023 soll das Konzept veröffentlicht werden.
Merkmale des Konzepts - Lebensräume in PM gemeinsam vor Ort gestalten
- zwischen Landrat und kreisangehörigen Kommunen
- zwischen Landrat und freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe
Sozialraum
- Politische Verwaltungseinheit
(Amt, amtsfreie Stadt oder Gemeinde einschließlich Ortsteile) - erfassbarer Raum von Ressourcen
- kleinste Einheit für Datensammlung
- kommunales Informationssystem und Beteiligung bei der Arbeit
(19 Sozialräume in PM)
Planregion
- Grundlage für Arbeitsstrukturen, Projekte, Netzwerkstrukturen
- Raum für Beteiligungsformen
- Erfahrungsaustausch (4 Planregionen in PM)
- Kinder-, Jugend- und Familienförderplan
- Sozialraumprofile (Sozialraumprofile 2018)
- Sozialindex
- Sozialraumvertrag
- sozialräumliche Fachkräfteteams der Kinder- und Jugendhilfe
- Ziele aus 4 Perspektiven (Kinder/Jugendliche/Betroffene, Angehörige/Eltern, Fachkräfte, Gemeinwesen)
- sozialräumliche Förderung von Familienzentren (dreiseitige Verträge)
- Qualitätsentwicklung in der Kindertagesbetreuung
- Sozialraumbudget
- Offensive „Aktivsein im Alter“
- Arbeit im erweiterten Fallteam
- regelmäßige Interviews mit allen Partnern des Sozialraumvertrages
Zusammenwirken von Politik - freien Trägern - Verwaltung
- Zusammenarbeit regionaler Gremien
- Regionalkonferenzen
- Pflegekonferenzen
- Fachtische der Eingliederungshilfe
- Runde Tische im Netz sozialer Dienste
- Integrierte Sozialberichterstattung
- Gestaltung der sozialen Infrastruktur im Landkreis PM
Leitbild des Landkreises PM 2022
Ziele nach Zielgruppen
Schaubild SRO alle Zielgruppen