Broschüre Naturschutz 2015

Informationsbroschüre der Unteren Naturschutzbehörde

„Waren es vor Zehn Jahren hauptsächlich Gänse, Kraniche  und Kormorane, die durch ihren Hunger bei Fischern und Landwirten für Unmut sorgten, so sind es nun auch noch Biber und Wölfe, die mitunter Schäden verursachen können“, so Landrat Wolfgang Blasig im Vorwort der Publikation.

Sachverstand, Fantasie und guter Wille zeigen, dass ein Zusammenleben mit Wildtieren und deren hoher rechtlicher Schutzstatus in Einklang zu bringen ist.

Problemtiere? – heißt der erste Beitrag ab Seite 4, der sich generell der Frage widmet, ob das Zusammenleben von Wildtieren in unserer westlichen Zivilisation generell möglich ist.

Wolf und Luchs sind in verschiedenen Gebieten Deutschlands wieder heimisch, Bär und Elch wandern zunehmend wieder ein. Oft wird die grundsätzliche Frage gestellt, ob diese Arten überhaupt noch in unsere Kulturlandschaft passen oder ob sie nur in den Weiten Sibiriens, Asiens –also anderswo – existieren dürfen. Man kann es sich einfach machen, so Autor Günter Kehl, und auf den Willen des Gesetzgebers verweisen, der im Bundesnaturschutzgesetz u.a. als Ziel den Schutz der biologischen Vielfalt formuliert.
Darauf beruhen dann zahlreiche Gesetze, Verordnungen und Richtlinien im nationalen und internationalen Bereich, die konkrete Regelungen vorschreiben. Alle heimischen und ehemals heimischen Tierarten haben demzufolge grundsätzlich das Recht, hier bei uns zu existieren. Zahlreiche Arten stehen unter besonderem und viele unter strengem Schutz.
Letztendlich zeigt sich, dass unsere Kulturlandschaft ein großes Potential hat, was zur Vermehrung von Arten wie Gänsen, Kranichen, Kormoranen, Bibern oder Wölfen führt.
Schäden und Verluste sowie unzumutbare und existenzgefährdende Belastungen in Land- und Tierwirtschaft bleiben dadurch nicht aus und sollten in jedem Fall durch die Gesellschaft ausgeglichen werden.
Die Quintessenz, die Günter Kehl zieht ist die, dass ein Zusammenleben mit unseren wilden Nachbarn grundsätzlich möglich ist, wenn die Gesellschaft mental als auch materiell (finanziell) dazu bereit sei.  Hochentwickelte Industrienationen sollten dazu willens und auch in der Lage sein, die natürliche Biodiversität und damit seine Existenzgrundlage zu erhalten.

„Es kann nicht von Entwicklungs- und Schwellenländern verlangt werden, die eigene  Naturvielfalt zu bewahren, weil dort europäische Touristen seltene Tiere und Pflanzen bestaunen wollen oder weil dort unsere Schwalben und Nachtigallen überwintern. Wir sollten hier bei uns zeigen wie es geht“, so Kehl. 

Biber im Visier –heißt es auf Seite 6 folgende. Der Biber, in der Mitte des 19. Jahrhunderts fast ausgerottet, ist seit Anfang der neunziger Jahre in unserem Landkreis insbesondere an der mittleren Havel wieder zu finden. Seine Nage- und Bautätigkeit führt an schmalen Fließgewässern und Meliorationsgräben zu Problemen. So werden genutzte Flächen überflutet, Infrastruktureinrichtungen unterspült oder sogar Hochwasserschutzanlagen durch Gänge und Höhlen destabilisiert. Gefragt ist in diesen Fällen die Untere Naturschutzbehörde, denn der Biber ist streng geschützt. Ein Erlass der brandenburgischen Landesregierung vom November 2010 regelt den Umgang mit Biberproblemen.

Das nächste Kapitel „Von Eulen und Menschen“ zeigt, wie gut der Mensch seit Jahrhunderten mit Wildtieren unter einem Dach leben kann. Leider ist die Population dieser Tiere teilweise sehr Besorgnis erregend. So ist der Steinkauz in unserem Landkreis kaum noch zu finden. Großflächenwirtschaft und die Änderungen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung sind ausschlaggebende Gründe  für das Verschwinden dieser Eulenart. Seit drei Jahren praktiziert der Landschaftsförderverein in der Nuthe-Nieplitz-Niederung ein Wiederansiedlungsprojekt, welches erste Erfolge zeigt.
Leider ist auch die Schleiereule kaum noch im Landkreis anzutreffen Die einst 60 Brutpaare sind durch die zwei harten Winter 2011/12 und 2012/13 fast verschwunden. Ist kein Gebäude zugänglich, in dem es reichlich Mäuse gibt und bleibt der Schnee mit harten Frösten lange liegen, dann verhungern die Tiere schnell. Es besteht jedoch Hoffnung, dass sich der Bestand in guten Mäusejahren schnell erholt, denn dann können die Eulen auch zweimal brüten. Wichtig ist dabei eine vielfältig strukturierte Landschaft mit Feldrainen, Hecken und Brachflächen.

Ab Seite 10 ist von und über geflügelte Nachbarn zu lesen. Schwalben, Fledermäuse und Hornissen sind leider nicht überall gern gesehene Gäste. Der Lebensraum für diese geschützten Arten ist außerhalb von Siedlungen und Dörfern inzwischen sehr knapp geworden, so dass diese Tiere auf tolerante und verständige Landkreisbewohner angewiesen sind. Wer sich informieren möchte oder Hilfe benötigt, um ein erträgliches Miteinander von Mensch und Tier zu organisieren, kann sich gern an die Untere Naturschutzbehörde beim Landkreis wenden. Hingewiesen wird in diesem Zusammenhang auf die eindeutige und relativ strikte bundeseinheitliche Rechtslage für alle geschützten Tiere!   

Das letzte Kapitel der Publikation widmet sich den wilden „Neubürgern“. Gemeint sind u. a. Waschbär, Mink, Marderhund oder Nilgans. Diese sogenannten Neozoen haben sich bereits fast flächendeckend in Deutschland ausgebreitet, was für seltene heimische Arten existenzgefährdend werden kann. Grund ist die Verschiebung des natürlichen Räuber-Beute Verhältnisses.
So zeigt sich deutlich, dass unerwünschte nicht heimische Tiere- und Pflanzenarten gleich zu Beginn ihrer Ausbreitung bekämpft werden müssen, wenn sie nicht zu Problemen in unseren Ökosystemen führen sollen. Bei Mink, Marderhund und Waschbär ist dieser Zeitpunkt verpasst worden. Insofern kann nur noch Schadensbegrenzung erfolgen. 

Interessenten können die Broschüre kostenlos in der Unteren Naturschutzbehörde, Papendorfer Weg 2,  Backsteingebäude in Bad Belzig abholen oder im Sekretariat des Fachdienstes unter der Telefonnummer 033841 91-130 anfordern.

Naturschutzbroschüre 2015
(PDF, 2.54 MB)
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